Hier entsteht ein Buch

The Way Of Destiny - 1. Das Waisenhaus (Teil II)

Hombré Donnerstag, 28. Februar 2013 No comments

Der Türke war seltsamer Weise der einzige seiner Landesangehörigkeit hier im St. Inkebude. Seinen richtigen Namen kannte keiner. Er war von Grund auf einfach immer schon der Türke gewesen. Seine Eltern kamen bei einem Sprengstoffattentat ums Leben, das einem palästinensischen Ministers gegolten hatte. Damals war der Türke fünf und ein Mädchen aus der Nachbarschaft hatte auf ihn aufgepasst. Wenn er jemandem von dem Tod seiner Eltern erzählte, sagte er immer, dass er die Vibration der Explosion gespürt habe und sofort gewusst hätte, dass etwas Schlimmes passiert sei. Er machte sich irgendwie selbst für das Schicksal seiner Eltern verantwortlich, da sie das Mädchen nur geholt hatten, weil er die Tage zuvor oft mit seinen Freunden in Streit geraten war und auch zu hause nur Unfug anstellte. An dem Tag gab er sich dann aber besonders stur und aufmüpfig, weshalb seine Eltern erst eine halbe Stunde zu spät wegkamen. Eine Verspätung, die sie das Leben kostete.
            John war der fünfte im Bunde. Nach dem Autounfall vor drei Jahren steckte man ihn in dieses Waisenhaus, wo er anfing sich eine kilometer hohe Mauer um sein Herz zu bauen. Niemals wieder in seinem ganzen Leben wollte er solch einen Schmerz verspüren. Die ersten Wochen war er überhaupt

The Way Of Destiny - 1. Das Waisenhaus (Teil I)

Hombré Sonntag, 3. Februar 2013 4 comments


3 Jahre später
            „Jo, Jonny. Gib mal die Flasche rüber.“ Der Türke streckte den Arm aus und packte die ihm hingehaltene Flasche Pepsi Cola. Ihr Inhalt schimmerte dunkelbraun im fahlen Licht, das durch die verdreckten Glaskacheln in der Wand fiel. Der Türke nahm einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht, wobei er husten musste. „Wuääh. Das schmeckt ja wie die Fotze deiner Mama. Was is’n das für ein Zeug?“ „Kein Wunder, dass die Kaulig so ne fette Brille braucht“, sagte ein dürrer Junger mit schulterlangem schwarzem Haar, nachdem auch er einen Schluck genommen hatte. „An der Brühe erblindet man ja.“ „Alter, auf der Flasche stand Wodka drauf. Was kann ich denn dafür, dass die ihr Zeug selbst brennt.“
            Und tatsächlich; die dicke, stets missmutig gelaunte Halbrussin Darja Kaulig, die die Kinder hier im St. Inkebude Waisenhaus am Rande Berlins in Deutsch, Mathe und Erdkunde unterrichtete, brannte ihren Wodka selbst. Besser gesagt, ihr Opa tat es. Auch wenn er schon steil auf die 100 zu ging, fast blind war und seit dem Zweiten Weltkrieg einen schweren Gehörschaden hatte, hielt ihn sein Wodka am Leben.
            Die Geschichte mit seinem Gehörschaden hatte er seiner Enkelin schon oft erzählt, wie er damals bei Stalingrad gegen die  Deutschen kämpfte und von einer Granate, die neben ihm