So, hier ist er. Der erste Auszug aus meinem Roman. Nur um kurz ein paar Randbemerkungen loszuwerden: Alle Textauszüge sind unter der gleichnamigen Rubrik schnell und einfach zu finden (hier). Der Titel gibt jeweils den Namen des Kapitels aus dem der Auszug stammt an. Alle veröffentlichte Texte unterliegen meinem Copyright.
Der männliche Mann löste die Handbremse und riss
den Wagen herum. Einige hundert Meter weiter vorne hatte er eine Abzweigung gesehen,
die zu einer Steilküste hoch führte. Aufgrund einfach viel zu viel gesehener
Actionfilme ohne die „Bitte im echten Leben nicht nachmachen. Ihr könntet euch
wehtun.“ - Warnhinweise, hatte er sich in den Kopf gesetzt die Klippe
hochzufahren und in einem gewagten, zu 80% tödlichen Sprung seine
Überfahrtsmöglichkeit nach Soroya zu erwischen. Und was sich der männliche Mann
in den Kopf gesetzt hatte, bekam man auch nicht wieder heraus.
Jetzt aber galt es ihm die Daumen zu drücken. Mit 280 heizte er den schmalen Weg zur Klippe nach
oben. Die Landschaft rauschte an ihm vorbei und der enorme Lärm des Motors
dröhnte in seinen Ohren. Er war noch etwa gute 150 Meter von der Klippe
entfernt. Ob er die Fähre ab hier erreichen würde, war ungewiss. Er konnte sie
nicht sehen. Nur hoffen, dass der Autor ihm gut gesinnt war. Jetzt hieß es
alles oder nur die Hälfte. Doch der männliche Mann ging aufs Ganze. Das
Gaspedal bis zum Anschlag durchgedrückt, schoss er über die Klippe hinaus und
flog. Für sagenhafte Sekundenbruchteile fühlte er sich wie der Typ aus Grand
Theft Auto 3, der geradewegs mit seiner Karre die S-Bahn Linie übersprang. Im
Gegensatz zu ihm wurde er aber nicht von einem Zug erwischt.
Zur
selben Zeit blickte Sven Bjork, der Zeit seines Lebens sein Dasein auf Schiffen
verbracht hatte, nach oben und wollte nicht glauben, was er da sah. Ein
schwarz-weißer Ford Mustang Shelby GT500 war soeben über einer Klippe
gesprungen und bewegte sich jetzt momentan mit 300 km/h auf seine Fähre zu.
Dass er die Luftabwehrraketen vor vier Jahren abmontieren ließ, bereute er
jetzt.
Der
männliche Mann sah mit Freuden, dass er tatsächlich eine berechtigte Chance
hatte seine Fähre zu erwischen und drückte deshalb zum Ausdruck seiner Freude auf die
Hupe. Nichts passierte. „Dreckskarre“ dachte der männliche Mann. Dann schlug
der Wagen auf.
In
Filmen schaffen es die guten Jungs immer mit ihrem Wagen über eine Bordsteinkante
zu springen und dann sanft auf dem freien Schiffsdeck zu landen. Sie wischen
sich den Staub von der Schulter, steigen aus ihrem Wagen, schlagen die Tür
unsanft zu und blicken in Nahaufnahme auf ihre Felgen, während die Kamera
gleichzeitig zurückfährt und die gesamte Situation überfliegt und hie und da
Explosionen das Bild aufhellen. In der Realität war es nicht ganz so. Die
Explosionen fehlten.
Der
GT500 war mit dem rechten Kotflügel zuerst auf die Fähre aufgeschlagen. Das Schiff
bebte und der Mustang kippte nach hinten um und mit allen vier Rädern auf das
sichere Deck. Der Airbag hatte einen Großteil des Aufschlags abgefangen, aber
der Wagen war vorne ziemlich zusammengestaucht. Allerdings wäre der männliche
Mann nicht der männliche Mann, wenn er so einen Aufprall nicht unbeschadet
überstehen würde. Und so stieß er die Tür, die sich im Rahmen verkantet hatte,
mit dem Fuß auf, stieg nach draußen und blickte zu Sven rüber, während er seine
Pilotenbrille aufsetzte und sich durchs Haar fuhr. „Puh, ganz schön knapp.“ Im
Hintergrund explodierte ein Albatros.
Also ich muss sagen habe deinen Blog gerade entdeckt, und der Textauszug hat mich echt zum schmunzeln gebracht. Mach weiter so!
AntwortenLöschenHallo und ein herzliches Dankeschön.
AntwortenLöschenSo was hab ich dringend gebraucht, denn wie sooft plagen mich mal wieder Selbstzweifel ob das, was ich hier zu Werke bringe, letztendlich überhaupt einer lesen will. Aber wenn es dich tatsächlich zum Schmunzeln bringt, kann ich ja erleichtert aufatmen. Piuuh ;)