Um der kulturellen Bildung Willen verschlug es mich heute ins hessische Staatstheater nach Wiesbaden. Faust. Der Tragödie erster Teil sollte aufgeführt werden. Klang fürs erste ja nicht schlecht. Faust hat wohl schon jeder einmal gehört, wird aber nicht jedem ein Begriff sein.
Kurz: Dr. Faust ist alt, verzweifelt an der Begrenztheit des menschlichen Verstandes und beschäftigt sich deshalb mit magischen Experimenten. Daraufhin schließt er einen Pakt mit dem Teufel, der ihm das Leben zeigen soll. Faust wird verjüngt, trifft Gretchen, verliebt sich in sie, schwängert sie, tötet aus Versehen ihre Mutter mit einem Schlaftrunk und ersticht ihren Bruder. Letztendlich stirbt Gretchen unterm Henkersbeil, weil sie ihr Neugeborenes ertränkt hat und Faust flieht mit dem Teufel in den zweiten Teil der Tragödie. Schön.
Wie sich früh herausstellte, war dieser Abend (oder generell das Stück) anscheinend sehr beliebt bei Schulklassen. Bis auf ein paar Baskenmützen tragende Herren gehobenen Alters nur Jungspunde. Störte mich aber nicht. Was mich störte war die zweite Sitzetage, die mir zu Beginn des Stückes teilweise die Sicht raubte (s. Foto). Kurzerhand kämpfte ich mich nach vorne und genoss das Schauspiel schließlich frei aus der Mitte heraus.
Doch das alles war nur Vorgeplänkerl. Es folgte eine, sagen wir mal recht ungewöhnliche Aufführung. Während man einerseits versuchte, den vor der Bühne gut versteckten Wassergraben vollends auszunutzen, indem sich zu jeder Zeit eine Möglichkeit fand in diesem herumzuplätschern, die ersten beiden Sitzreihen nasszumachen und dabei recht schön anzusehende Lichtreflexionen an die Wände zu zaubern, brachte ein zweiter, weiblicher Mephisto (Teufel) ungewohnt viel Erotik ins Spiel, die sich aber auch so durch das ganze Stück zu schlängeln schien. Dabei machte sie weder vor gleichgeschlechtlichen Kussszenen, einigen Blankzügen, noch abartigen Orgien halt. So rammelten Männer in Fatsuits als dicke nackte Frauen aufblasbare Gummireifen und die dicke alte Hexe gab Faust aus ihrem Hängebusen den Verjüngungstrunk.
Dennoch: Bis auf derartige Szenen die Gott sei Dank mehr zum Lachen anregten, als zum Ekeln, und der meiner Meinung nach schlechten Gretchenbesetzung, war das Stück letztendlich doch sehr lustig und brachte ebenso die Fausttragödie rüber (wenn auch dies teilweise durch Gretchens Betonung und Verhalten [sie schien auf starken Drogen] erschwert wurde). Allein schon 'Auerbachs Keller' brachte den ganzen Saal lauthals zum Lachen. Daher mein Fazit: Wenn auch anders und ohne Vorkenntnis des Buches nicht unbedingt zu verstehen, so ist die Aufführung Fausts im hessischen Staatstheater in Wiesbaden dennoch zu empfehlen und daher eines Besuches durchaus Wert.
Sehr schön. Besonders die Kurzbeschreibung der Handlung zu Beginn.
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Ganz liebe Grüsse
Eponine