Hier entsteht ein Buch

The Way Of Destiny - 1. Das Waisenhaus (Teil I)

Hombré Sonntag, 3. Februar 2013 4 comments


3 Jahre später
            „Jo, Jonny. Gib mal die Flasche rüber.“ Der Türke streckte den Arm aus und packte die ihm hingehaltene Flasche Pepsi Cola. Ihr Inhalt schimmerte dunkelbraun im fahlen Licht, das durch die verdreckten Glaskacheln in der Wand fiel. Der Türke nahm einen Schluck und verzog angewidert das Gesicht, wobei er husten musste. „Wuääh. Das schmeckt ja wie die Fotze deiner Mama. Was is’n das für ein Zeug?“ „Kein Wunder, dass die Kaulig so ne fette Brille braucht“, sagte ein dürrer Junger mit schulterlangem schwarzem Haar, nachdem auch er einen Schluck genommen hatte. „An der Brühe erblindet man ja.“ „Alter, auf der Flasche stand Wodka drauf. Was kann ich denn dafür, dass die ihr Zeug selbst brennt.“
            Und tatsächlich; die dicke, stets missmutig gelaunte Halbrussin Darja Kaulig, die die Kinder hier im St. Inkebude Waisenhaus am Rande Berlins in Deutsch, Mathe und Erdkunde unterrichtete, brannte ihren Wodka selbst. Besser gesagt, ihr Opa tat es. Auch wenn er schon steil auf die 100 zu ging, fast blind war und seit dem Zweiten Weltkrieg einen schweren Gehörschaden hatte, hielt ihn sein Wodka am Leben.
            Die Geschichte mit seinem Gehörschaden hatte er seiner Enkelin schon oft erzählt, wie er damals bei Stalingrad gegen die  Deutschen kämpfte und von einer Granate, die neben ihm
explodierte fast getötet wurde. Dann hätte er unter höllischen Schmerzen und totaler Orientierungslosigkeit noch zwei Dutzend Nazis erschossen und einen mit bloßen Händen erwürgt. Als er zwei Wochen später aus dem Lazarett geschickt wurde, blieben ihm mehrere Narben in der rechten Gesichtshälfte und ein kaputtes Trommelfell. Seitdem hasste er die Deutschen abgrundtief. Nachdem sich Darjas Mutter dann nach dem plötzlichen Tod ihres ersten Mannes mit einem Deutschen einließ, flippte ihr Vater fast aus und verbot ihr, sich mit ihm zu treffen. Die beiden setzten sich allerdings nach Deutschland ab und brachten dort ihre Tochter zur Welt. Als sich nach einigen Jahren  der Verstand von Darjas Opa aufgrund des Wodkas langsam verabschiedete, sah er über die Sünde seiner Tochter hinweg und begann das Verhältnis zu seiner einzigen Enkelin zu pflegen. So erschien jeden Monatsanfang ein großes in Backpapier eingewickeltes Paket bei ihr, das sie mit dem nötigen Fusel versorgte.
            Was Darja aber nicht wusste, war, dass ihr Opa in einem Zustand vollkommener Geisteskrankheit den Plan geschmiedet hatte, die Schande seines Stammbaums zu beenden, die in Darja, einer dicken, hässlichen Halbrussin, die den Abschaum Deutschlands unterrichtete, ihren Höhepunkt fand, indem er seine einzige Enkelin um die Ecke bringen würde. Seit Jahren schon panschte er ihren Wodka mit Methanol und nur ihren alten russischen Genen und einer guten Leber war es zu verdanken, dass sie noch unter den Lebenden weilte. Ihr Gesundheitszustand war trotzdem nicht der allerfeinste und in letzter Zeit klagte sie immer häufiger über Halluzinationen und Gedächtnisverlust.
            „Na los, gib schon her.“ Zu fünft saßen sie da. Reihum reichten sie die Flasche, in die sie den von Frau Kaulig geklauten Wodka gemischt hatten. Jedem Kind, das hier lebte war bewusst, dass die Kaulig ein Alkoholproblem hatte. Und jeder wusste, dass sie ihren Vorrat in der untersten Schublade in ihrem Büro aufbewahrte. Natürlich war sie stets verschlossen. Niemand außer ihr durfte da ran. Den Schlüssel dafür trug sie an einer dünnen Kette um den Hals. Er war ihr Schatz. Doch passiert es dem besten Hüter, dass er seinen Schatz einmal verliert.
            Gestern war Dienstag gewesen. Und wie jeden Dienstag unterrichtete Frau Kaulig die älteren Kinder in Mathematik. Als sie den Raum betrat, begrüßte sie die Kinder und ermahnte diejenigen, die sich wie immer trotzig und stur zeigten, indem sie provokant lässig auf ihren Stühlen hingen und sie mit unanständigen Kommentaren beleidigten. Darja hasste ihren Job. Das Gericht hatte sie allerdings zu einem halben Jahr Sozialarbeit verdonnert, die sie hier im St. Inkebude Waisenhaus abarbeiten musste. Solange war sie von ihrer Stelle als Hauptschullehrerin suspendiert. Doch es war ihr fast egal. Sie hasste auch den Job. Aber was sollte sie machen? Dass die Schule ihr trotz ihres Alkoholproblems eine Stelle angeboten hatte, war fast schon ein Wunder. Von einer Kur hielt sie nichts und einen anderen Beruf konnte sie nicht ausüben. Es war ihr Schicksal.
            Als Darja an diesem Morgen die Kinder in Mathe unterrichtete, spürte sie die Wirkung des Methanols, das an ihrer Gesundheit nagte. Ihr wurde heiß, sodass sie mit den Händen ihr Oberteil einige Male nach vorne zog, um Luft darunter zu kriegen. Dabei rutschte der Schlüssel an ihrer Halskette über die Kleidung. „Ok, und wenn man das dann ausmultipliziert, was kommt dann da raus? Eva?“ Eine zierliche kleine Gestalt mit blonden Haaren meldete sich zu Wort. „121.“ „Genau.“ Darja drehte sich um und wollte das Ergebnis an die Tafel schreiben, doch die Zahlen verschwammen vor ihren Augen. Sie blinzelte mehrmals und atmete schwer. „121“, wiederholte sie leise und setzte erneut an. Das Stück Kreide in ihrer Hand brach ab und viel zu Boden. „Ich“, begann sie zu stammeln. Leuchtende Punkte tanzten vor ihren Augen. Einen Schritt taumelte sie zurück, dann ließ sie sich auf ihren Stuhl fallen, der das Gewicht der Halbrussin jedoch nicht tragen konnte. Darja schrie erstaunt auf, als der Stuhl unter ihr zusammenbrach und riss die Hände nach oben, um sich an irgendetwas festhalten zu können. Dabei blieb sie an der Kette um ihren Hals hängen, die an einigen Ösen auseinanderbrach und unbemerkt zu Boden fiel. Tosendes Gelächter brach aus.
            Der Türke war es, der beim Hinausgehen den glänzenden Schlüssel auf dem Boden entdeckte. Sofort steckte er ihn ein.
            „Ok Martin, du hast das Zeug geklaut, also darfst du das jetzt auch exen.“ „Ex, ex, ex“, riefen die anderen drei im Chor. Ein großgewachsener Junge mit kurzem blondem Haar und einer kleinen Narbe über dem rechten Mundwinkel begutachtete die Flasche. Er war mit dreizehn Jahren der Älteste unter ihnen. John war zwölf, genauso wie Erik und der Türke. Pascal war zehn und Eriks kleiner Bruder. Die beiden hatten vor vier Jahren ihre Mutter verloren, als ihr Vater sie im Vollsuff erschlug. Er wanderte in den Knast und seine beiden Söhne ins Waisenhaus. Seitdem gaben die beiden aufeinander Acht. Sie hatten schließlich nur noch sich.

4 Kommentare:

  1. Hallo!
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  2. Hey, was ist eigentlich mit dem männlichen Mann passiert? Schreibst du das Buch noch?

    War schon einige Zeit nicht mehr online und bin nun verwundert, dass sich dein Blog komplett verändert hat.

    LG.

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  3. Hey Pan,

    mal schön wieder von dir zu hören. Ja meinen Blog habe ich zwischenzeitlich mal komplett umgestaltet, aber natürlich schreibe ich noch weiter am männlichen Mann. Zur Zeit versuche ich nur gerade mit meiner Zeit klar zu kommen und "The Way of Destiny" zu schreiben, das komplett hier auf meinem Blog veröffentlicht wird, um euch des öfteren was zum Lesen zu bieten.
    Hoffe du hängst dich auch nochmal ordentlich rein. Viel Erfolg :D

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  4. Huhu :)
    Bin gleich mal Leserin geworden , einen schönen Blog hast du *-* Würde mich freuen wenn du mal bei mir vorbei schaust... Alles Liebe Jenny :*

    http://jemasija8.blogspot.de/

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